5010 W


Wenn man diese vier Ziffern in Zusammenhang mit der Firma Grundig hört, denkt man sofort an EL12, genauer an zwei EL12 und viel Kraft. Das Grundig 5010 hat nämlich eine Gegentaktendstufe mit zwei von diesen "Stahl"-Leistungspentoden.

Hier wurde noch richtig aus dem Vollen geschnitzt, das Baujahr 1952/53 war bei Grundig extrem gut aufgestellt und die Qualtät der Geräte sehr hoch. Ich wage mal zu behaupten, dass danach nicht mehr viel besseres kam. Ich selbst habe einen 4010 GW in meiner Sammlung, mit einer UL11 Gegentaktendstufe, aber auch den 4010 W mit nur einer EL12 hatte ich schon auf dem Tisch. Alle diese Geräte haben mich mechanisch und technisch überzeugt, viel mehr kann man aus einem Tischgerät nicht herausholen.

Dieses Gerät hier war ein Kundengerät, als es zu mir kam zeigte es sich in verstaubtem, gut gelagertem Originalzustand. Der Aufarbeitung stand also nichts mehr im Wege.



Das Gehäuse ist mit wunderschönem Furnier versehen worden, ein wahrer Augenschmaus in der Sonne...


Wie bei allen Geräten aus dieser Zeit, sind die Papier- und Elektrolyt-Kondensatoren das Hauptproblem für "Funkstille". Langfristig kann hier nur ein kompletter Austausch aller kritischen Bauteile zum sicheren Betrieb führen. Auch hier waren wieder einige "Übeltäter" zu finden und wurden durch neue, entsprechnde Bauteile ersetzt.



Hier sehen wir den Bereich um die Endstufe und den Ratiodetektor. Unter dem Chassis ist genug Platz für einen schönen Aufbau der Schaltung.



Hier in der ZF-Stufe wurde mittels an den Höhenregler gekoppelten Seilzügen, eine Bandbreitenregelung für die AM-Bänder realisiert.





Hier kann man ganz gut eine der Besonderheiten des Geräts erkennen: Rechst an dem grauen Blech ist die Abstimmung für die Ortssender-Taste zu sehen. Bemerkenswert ist, wie die Abstimmung erfolgt. Es muss bei gedrückter Taste, von vorne ein dünner Schlitzschraubendreher durch ein Loch bis zu einer Spindelschraube geführt werden, durch Drehen dieser lässt sich dann der gewünsche Sender einstellen.

Ferner lässt sich durch Ziehen oder Eindrücken des "Häckchens" zwischen dem Mittelwellenband I und II umschalten. Hier war also schon etwas Fingerspitzengefühl gefragt! Nordmende hatte hier eine bessere Lösung am Start, und baute einen zweiten Drehko mit Bedienkopf auf der Rückseite auf das Chassis. Dafür ist bei diesem Grundig auf dem Chassis wohl kein Platz mehr gewesen.

Ähnlich wie bei SABA, bleiben die Tasten immer auf dem gewählten Wellenbereich eingerastet, über den Netz-"Taster" wird dann lediglich Ein- und Ausgeschaltet. Dies führt oft dazu, dass es im Tastensatz Probleme mit den Kontakten gibt. Da sie quasi immer in der selben Position stehen blieben, 90% hörten später nur noch UKW, heute ist der Anteil der AM-Hörer wahrscheinlich noch viel geringer, "schabten" sich die Kontakte nicht mehr frei und die Oxidation hat einfaches Spiel.

Zum Glück lassen sich bei diesen Geräten die kompletten Kontakt-Schieber aus dem Tastensatz herausziehen und gut sauber machen.




Rechts ist schon alles wieder sauber, die linken beiden Kontakt-Schieber warten noch auf den Generalputz. Natürlich muss man beim Wiedereinbau darauf achten, dass der richtige Schieber auch wieder an seine alte Position kommt und leicht beweglich "läuft", sonst funktioniert hinterher gar nichts mehr...



Nach der Reinigung sehen die Kontakte fast wie neu aus.



Ober und unterhalb des Kontaktsatzes findet man alle Oszi-Spulen für die AM-Bänder. Der 5010 hat einen Langwellenband, zwei Mittelwellenbänder, drei Kurzwellenbänder, Mittelwellen-Ortssender und UKW, da kommen schon ein paar Kontakte zusammen...

Die originale EM34 war leider nur noch sehr schwach, ein Ersatz durch die russische 5e6c ist mechanisch und elektronisch kein Problem, der Kunde wollte aber unbedingt eine originale, neue EM34 haben. Also musste ich wohl oder übel meine Schublade öffnen und eine nigel-nagel-neue Haltron EM34 aus ihrer Schachtel holen.



Herrlich! Einfach nur herrlich, dieses Leuchtbild, diese Farbe...



Diese "echten" magischen Augen haben eben doch ihren Charme und ihre Einzigartigkeit, da kann auch eine EM71 oder EM80 (leider) nicht mithalten.



Auch der UKW-Teil ist sehr gut aufgebaut: EF80 in der Vorstufe und eine ECC81 als Mischer.



Das Kraftwerk mit den beiden EL12, ECC40 und EABC80.



Grundig hatte hier sogar eine "Mini-Service-Leiste" eingebaut. An diesen drei Lötösen konnte man Anoden-, Heiz- und Katodenspannung einer EL12 messen, ohne lange die Bodenplatte abschrauben, oder gar das Chassis auszubauen zu müssen.

Nach den üblichen Feinarbeiten, lief das Gerät wieder hervorragend. Empfindlichkeit auf UKW ist überraschend gut, die 12 Watt der Endstufe machen schon "laut", die drei Lautsprecher kommen bei basslastiger, moderner "Musik" da schon mal an ihre Grenzen. Aber man will dmit ja nicht ständig einen Saal beschallen...



Wieder zurück im Gehäuse macht alles einen guten Eindruck, der Klang ist sehr gut!

Der Kunde ist sehr zufrieden gewesen:




® Yannick M. J. Gaa, 18.07.2020