UKW-Fernempfang und Antennentechnik

Der Sender Heidelberg-Königsstuhl des SWR, 2019.

Wer viel Radio hört und doch mal öfter am Senderknopf dreht, stolpert manchmal über stark verrauschte, schwache Sender, die von weit her kommen aber teilweise sehr interessantes Programm bieten. Natürlich reizt es dann, diese Sender besser empfangen zu können, genaue Entfernung, Leistung und eventuell sogar die Feldstärke zu ermitteln.

Dies ist auch ganz gut unter dem Namen "DXen" bekannt. "DX" steht für "distance x", zu deutsch also "Entfernung unbekannt". Ein Röhrenradio kann dazu durchaus hergenommen werden, allerdings lässt sich mit einem "modernen" UKW-Tuner noch der ein oder andere Sender mehr aus dem Äther kitzeln. Mit einer Wurfantenne oder einem Gehäusedipol kommt man nicht wirklich weit, hier muss schon eine richtige Antenne her, dazu aber weiter unten mehr.

Am besten lässt sich so ein Bandscan in einer Tabelle dokumentieren. Hier zum Beispiel eine solche, empfangen mit einem RFT STV 401, ca. 13km südlich von Darmstadt an der Bergstraße auf 112m ü.NHN. über meine unten gezeigte Antennenanlage:


Man sieht also, man kann im UKW-Band von 87,5MHz bis 108MHz Programme aus sechs (!) Bundesländern empfangen. Den BR und den SR sogar weitgehend rauschfrei. HR und SWR sind natürlich "Orstsender" und fallen entsprechend stark und oft ein.

Für Jannuar 2021 ist ein großer Umzug geplant, dort werde ich dann bestimmt wieder neue Sender in die Tabelle aufnehmen können bzw. ein paar werden auch nicht mehr empfangbar sein. Ich schätze mal, vom WDR muss ich mich dann verabschieden...


Die Antenne ist der beste Verstärker...


Getreu diesem Motto, kann die Antenne gar nicht groß genug sein... Und natürlich braucht man eine gewisse Richtwirkung, damit möglichst genau nur der Sender empfangen wird, auf den die Antenne ausgerichtet ist. Näher liegende Sender fallen meist sowieso noch stark genug ein... Die sogenannten Yagi-Uda-Antennen sind sehr gut für solche Vorhaben geeignet.

Leider ist es so, dass das Interesse an guten UKW Antennen in den letzten Jahren sehr stark zurück gegangen ist. Das Damoklesschwert DAB+ schwebt ja förmlich schon seit Jahren über der analogen Programmverbreitung, leider! Die Mittel- und Langwelle sind ja schon weg...

Nichts desto trotz gibt es im Fachhandel noch UKW-Yagi-Antennen zu kaufen. Von der einfachen 3-Element-, bis zur doch ganz ordentlichen 5-Element-Version. Letztere hatte ich mir zugelegt und damit lassen sich schon deutlich mehr Sender empfangen, wie mit einer 3-Element-Antenne. Es hat mir aber noch nicht gereicht....

Im Internet kursieren ja diverse Baupläne für UKW-Yagi-Antennen, bis hin zur 14-Element-Version, die dann aber wirklich "dachfüllend" ist. Um Platz und Material in einem erträglichen Rahmen zu halten, habe ich mich dann für den Bau einer 8-Element-Ausführung entschieden. Immerhin kommt sie auch auf das stattliche Maß von 1,5m auf 3m, der Gewinn liegt im Mittel bei 13,7dB. (Interessenten kann ich gerne einen Bauplan inkl. Materialliste zur Verfügung stellen, Kosten ca.100€)


Oben sieht man die 5-Element-, darunter die selbstgebaute 8-Element-Yagi-Antenne, ganz unten noch eine logarithmische UHF-Antenne für DVB-T2HD.


UKW Sender in Deutschland strahlen in der Regel ihr Programm horizontal polarisiert aus, deshalb muss die Yagi-Antenne auch horizontal ausgerichtet werden. Hilfe und Orientierung bei der Ausrichtung kann auch die genaue Position des Wunschsenders sein. In Verbindung mit Online-Kartografie-Programmen, kann man die Antenne recht genau positionieren. Grundsätzlich gilt auch: Je höher, desto besser!

Es gibt keinen schlechten Empfang, es gibt nur schlechte Antennen! Wenn man eine solche Antenne jetzt an sein Röhrenradio anschließen möchte, steht man vor einem Problem: Wie den 75Ω-Ausgang (oft F-Stecker) an die 240Ω Buchsen des Radios bekommen? Ganz einfach mittels eines Symmetrieglieds! Auf keinen Fall einfach die unsymmetrische Koax-Leitung "irgendwie" anschließen, das bringt nichts.

Ganz gerne erinnere ich mich an einen Besuch bei meinem Freund Stefan, an der Wurster Nordseeküste. Er war von seiner Empfangssituation nicht begeistert, und so empfahl ich ihm, sich eine richtige Antenne zu besorgen. Auf dem Dachboden haben wir dann eine 5-Element-Yagi-Antenne montiert und auf den Sender "Teutoburger Wald" ausgerichtet, um den WDR zu empfangen. Die Frequenz 97,0MHz war zum Glück in der Richtung nicht belegt und wird am Sender mit 100kW abgestrahlt. Es liegen auch keine Berge im Weg und so konnten wir an Stefans Grundig 4010 dann WDR3 empfangen! Knapp 290km entfernt, damit ist die mögliche Distanz auf UKW aber schon ziemlich ausgereizt! Aber auch die Programme aus der Nähe kommen deutlich besser.


Bei Stefan auf dem Dachboden, auf der "Jagd" nach dem WDR...




Mittelwellensender Heidelberg-Wieblingen

Im heidelberger Stadtteil Wieblingen, zwischen Neckar und A5 steht der ehemalige Mittelwellen-Sendemast des AFN. Auf 1143kHz wurde hier mit 1kW bis zum 28. April 2014 das Programm "AFN-The Power Network" ausgestrahlt. Eine echte Rarität! Denn außer Mühlacker stehen in der Region keine Mittelwellen-Antennen mehr! Dieser Mast ist zu alledem auch technisch eine absolute Besonderheit. Neben der Mittelwelle wurde von ihm nämlich auch auf UKW (104,6MHz, 375W) das Programm "AFN-The Eagle" gesendet. Die UKW Antennen sind super seltene, linkszirkular strahlende Halbwellendipole.


links: Die UKW-Antenne, rechts: Gesamtansicht, März 2020.

Eventuell ergibt sich hier noch ein größeres Projekt, zur Zeit sieht es allerdings eher schlecht aus...



©Yannick M. J. Gaa, 26.06.2020